Wie es kam, dass Herr Emm zu Ostern eine geisterhafte Erscheinung hatte

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Zu einer Zeit als die große Uhrenverdrehung auf den Ostersonntag fiel, erwachte Herr Emm in der Mitte der Nacht. Als er auf die Uhr blickte, konnte er die genaue Zeit nicht feststellen da der Stundenzeiger zwischen zwei und drei hin und her zu springen schien.

„Da hab‘ ich wohl am Karsamstag zuviel Kartoffelschnaps aus den Karpaten gesoffen“ dachte Herr Emm.

„Oder zuviel Karamell-Likör aus den Karawanken“ ertönte eine Stimme, die Herrn Emm aufschrecken ließ. Am fernen Ende seines Schlafzimmers erblickte Herr Emm eine mannsgroße Gestalt die in einem weißlich schimmernden Licht erstrahlte.

„Wer…, wer…, …wer bist du?“ stammelte Herr Emm.

„Erkennst du mich nicht? Wahrlich ich sage dir, seit Tausenden von Jahren erscheine ich am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond einigen ausgewählten Menschen.“

„Warum machst du das?“

„Um die Erinnerung und die Bräuche am Leben zu erhalten. Die Menschen scheinen mich zu vergessen und an diesem Tage Playstations im Gras zu verstecken anstatt in sich zu gehen und an mich zu denken. Niemand besinnt sich auf den wahren Grund des Festes, das wiedererwachende Leben, dabei bin doch ich das wahre Symbol dafür und bringen den Menschen die wahren Gaben dieses Freudentages.“

„Mag ja sein“ Herr Emm wunderte sich interessanter Weise nicht mit einer beinahe 2 Meter großen, durchscheinenden Gestalt in seinem Schlafzimmer zu sprechen, „aber warum gerade ich? Bin ich erwählt? Soll ich deine Botschaft verkünden?“

„Nein, das hat keinen Sinn“ antwortete ihm die Erscheinung „das machen andere schon seit vielen Jahrhunderten, trotzdem glaubt niemand mehr so richtig an mich. Ich gehöre ein wenig zur Folklore aber die innere Überzeugung fehlt. Ich habe mich damit abgefunden. Aber wenn du an mich glaubst werde ich dich wieder besuchen kommen, denn dann wirst du mein Fixpunkt auf dieser Welt, mein Fels.“

„Aber ich heiße Emm“

„Das spielt keine Rolle, auf die innere Überzeugung kommt es an. Bei Tee wäre ich skeptischer, zugegeben.“

Herr Emm ging kurz in sich und sagte dann: „Wärst du dann so freundlich mir auch deinen Namen zu nennen? Annähernd-2-Meter-große-Gestalt im-weißlichen-Licht erscheint mir etwas lang und umständlich.“

„Verzeih, ich dachte ich hätte mich vorgestellt, aber um unseren Bund zu besiegeln lass uns rasch von dieser karmesinroten Köstlichkeit aus dem Karwendel einen Kleinen lüpfen bevor die Stunde ohne Zeit vorüber ist. Dann werde ich dir meinen wahren Namen verkünden“

Nach einigen Kleinen hob die Gestalt an und sprach: “Wahrlich ich sage dir, mein Name ist Harvey“

So kam es, dass Herr Emm zu Ostern eine geisterhafte Erscheinung hatte und dadurch den Ursprung der Osterhasenlegende erfuhr.

© Martin Siegel, 31. März 2024 (Ostersonntag)

Namen, Personen und Handlung sind frei erfunden – wer jedoch daran glauben will…. Es wäre nicht das erste Mal.

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